Angst essen Seele auf

DAS HIER ist eine Liste, die echt Angst macht. Eine Aufzählung aller Ängste und Phobien, von denen unsere lieben Mitmenschen so heimgesucht werden. Es hat ja hohen Unterhaltungswert, diese Listen durchzusehen und herzhaft über Leute zu lachen, die Angst vor Punkten haben, oder vor Flöten, oder vor guten Neuigkeiten. Kopfschüttel. Leute die Angst vor Gemüse oder der Farbe weiß haben, sind ja soo lächerlich.

Wir müssen uns aber eingestehen, das jeder von uns irgendwelche Ängste hat. Der furchtloseste Mann hat insgeheim Ängste. Existenzängste vielleicht. Oder Angst, seine Frau zu verlieren. Oder Angst im Dunkeln. Er wird nie jemandem davon erzählen. Er wird nicht jammern. Er wird nicht zum Psychologen laufen. Er will alleine damit fertig werden. Seinen Mann stehen. Sehr männlich! Uh Uh Uh!

Jaja, liebe Frauen, lacht nur, jetzt kommt ihr dran. Was verbirgt sich hinter eurer makellosen, gepflegten Fassade? Hinter euren großen dunklen spiegelnden Sonnenbrillen? Ist es nicht oft Angst? Vielleicht Angst um die Kinder. Vielleicht Angst um die Zukunft. Vielleicht auch nur die Angst der Mann könnte diese neue Arbeitskollegin etwas zu nett finden. Aber seien wir uns ehrlich, jeder hat Angst.

Und es ist ja auch gut so. Angst bewahrt uns vor Fehlern. Sie hilft uns, unsere Grenzen einzuschätzen. Kindern werden in den Schulen wunderbare Filme zur Verkehrserziehung gezeigt, Filme mit vielen vielen Verkehrstoten und blutgefärbten Straßen. Es muß so richtig Angst machen, damit die Kleinen dann ja brav aufpassen am Schutzweg.

In den Wartezimmern vieler Ärzte hängen oft die furchtbarsten Bildern von diversen Krankheiten. Bei Hautärzten Bilder mit schrecklichen Hautkrankheiten, bei Zahnärzten welche mit den absurdesten Zahnfehlstellungen, alles, damit die Leute ja brav zur Kontrolle gehen, von Angst getrieben.

Aber wie bei so vielem im Leben ist zuviel ungesund. Es passiert viel zu leicht, das wir völlig unbegründet Ängste hegen, Ängste, die jeder Grundlage entbehren, Ängste, die objektiv betrachtet einfach lächerlich sind. Und doch zerren wir diese Ängste wie Betonklötze an unseren Füßen mit uns herum. Sie hindern uns zu laufen, sie hindern uns zu springen, sie hindern uns zu fliegen.

Es gibt da ein altes Sprichwort, das mir schon lange durch den Kopf geht. Manche sagen es wäre arabischen Ursprungs, manche schreiben es dem afrikanischen Raum zu. Wie es auch sei, ich finde es gut. Es lautet: „Angst essen Seele auf“. Es beschreibt die Problematik mit 4 Wörtern absolut treffend. Angst, wenn übertrieben, und nicht mehr kontrollierbar, ist wie Gift, das sich in uns ausbreitet, unsere Muskeln lähmt, unser Herz einengt, unsere Gedanken dumpf macht, unsere Träume zersetzt. Wir lassen uns lebendig verspeisen.

Was tun? Tja. Wenn Ängste sich erst einmal breit gemacht haben, ist es sehr schwer, sich von ihnen zu befreien. Aber es ist machbar. Wir sollten es versuchen. Der Mensch ist nicht dafür gemacht, buchstäblich zu fliegen. Doch sein Herz und seine Gedanken sollten es sehr wohl dürfen.

(Bild via swissrolli)

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