Über das Licht

Mit dem Licht ist es ja auch so eine Sache. Licht braucht man ja, sagt man. Und es stimmt. Die Blumen gehen ein ohne Licht, ganz und gar verwelken tun sie. Da es ja kein pflanzliches Leben gibt, ohne Licht, kann man sagen das Licht die Mutter alles Lebens ist. Eine nährende, sorgende, wärmende Mutter, in deren Schoß alles gedeiht was auf den Prinzipen der Photosynthese aufgebaut ist.

Da es ja auch mit uns Menschen nicht viel anders ist als mit den Pflanzen, können wir diese nährende Mutter getrost auch als die Unsere bezeichnen. Ohne Licht sind wir nicht viel mehr als ein paar närrische unbedeutende kleine Grashälmchen, die erst braun dann trocken werden uns schließlich ganz und gar verrotten und immer weiter verrotten so das es irgendwann so ist, also ob es sie nie gegeben hätte. Aus dieser ganzen Sinnlosigkeit des Verrottens und Vergehens kann einem nur das Licht helfen.

Man sieht in den Herbst und Wintermonaten jedes Jahr Tausende, die erst jeden Tag dahinleben so wie die Sonne und die Erde und überhaupt alles was keinen Schwankungen unterworfen ist einfach so dahinlebt und weiterexistiert und sich scheinbar überhaupt nichts und niemand unterwerfen muss, und dann trotzdem, plötzlich und unvorhergesehen werfen Sie sich vor einen Zug oder springen von einer Autobahnbrücke nehmen sich sonst wie das Leben und beschleunigen so Ihren persönlichen Vorgang des Verrottens und Vergehens ganz erheblich. Ohne Licht wird der Mensch schwermütig, melancholisch, fällt in ein Gemütsloch in dem er ganz und gar zu versinken droht und naturgemäß ertrinken muss, wenn ihn nicht irgendjemand oder etwas zu retten vermag. Auch bekommt jemand, de zuwenig Licht in sein Inneres aufnimmt, schlechte Knochen, nimmt jede Krankheit an wie Löschpapier die Tintenflecke, und wird Herz- oder Zuckerkrank.

Auf der anderen Seite ist das Licht heute zwar gewünscht aber doch allgegenwärtig und in weiterer Folge naturgemäß alltäglich und gewöhnlich geworden, so das es immerfort und über all im Überfluss eingesetzt wird, auch wenn es gar nicht gebraucht wird, oder auch gar nicht gewünscht ist oder von unserem Schöpfer eigentlich gar nicht so vorgesehen ist. In der Nacht, da ist es finster. So war der Plan. Doch heute kann sich jeder, der über ein paar Cent verfügt, eine Hunderterbirne ins Nachttischlämpchen schrauben, und so die ganze Nacht zum Tag machen. Viele schlafen mit Nachtlichtern, oder lassen das Licht einfach an, weil ihnen die Nacht zu finster ist, zu furchterregend, und ihnen zu viele dunkle Bilder von den dunklen Bereichen ihrer dunklen Gehirne in ihr Bewusstsein fließen, so wie Tinte sich, wenn einmal freigesetzt, im ganzen Wasserglas unaufhörlich und immerfort ausbreitet, bis sich das ganze Wasser naturgemäß verfärbt und verdunkelt hat. So lassen sie das Licht an und denken nicht daran, was denn dies nun wieder für Auswirkungen haben kann. So hat man herausgefunden, das nächtliches Kunstlicht Krebs auslösen kann. Und da der Mensch ganz und gar maßlos mit Licht, vor allem in den großen Brutstätten der Menschheit, in den Supercitys, umgeht, ist das naturgemäß nun auch für Schmetterlinge, Zugvögel und Astronomen ein Riesenproblem.

Wie es der menschlichen Natur entspringt, übertreibt der Mensch immer alles bis ins Surreale, Fratzenhafte, Abstrakte. Ob das ihm auszutreiben möglich ist, kann man getrost in Frage stellen. Doch ist es jedem von uns überlassen, seinen Umgang mit Licht selbst zu steuern, und so diesem sinn- und hirnfreien Treiben engegenzuwirken.

(Bild via Schieflage)

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