Nespresso und Umweltschutz

Lasst uns zu allererst mal eine Lanze für Nespresso brechen. Wir trinken Nespresso, wir lieben Nespresso. Nespresso fließt in unseren Adern. So ein Ristretto am Morgen hat schon so manchen Tag gerettet, ein Arpeggio am Abend hat uns nach einem furchtbaren Tag wieder an einen besseren Morgen glauben lassen. Wer jemals Nespresso getrunken hat, weiß die Qualität zu schätzen, und man hält es kaum für möglich, zu welch günstigem Preis eine derartige Qualität geboten werden kann. Maschinen um 50 – 70 Euro, dessen Kaffee die gängigen 600 Euro Geräte bei weitem übertrifft. Das geniale Kapselsystem machts möglich.

Und damit sind wir auch beim Pferdefuß, der es so manchem Leser unmöglich macht, die Begriffe Nespresso und Umweltschutz miteinander zu vereinen. Aluminiumkapseln, unglaublich aufwändig und energieintensiv in der Herstellung, wandern nach dem Einsatz einfach so in den Hausmüll. Im neuen Nespresso Produktionszentrum in Avenches werden z.B. jährlich 4,8 Milliarden Kaffeekapseln hergestellt. Heißt 4,8 Milliarden Kaffeekapseln im Hausmüll! Wenn man sich das so überlegt, eine gewaltige Verschwendung der Ressourcen.

Und, wenn man ehrlich ist, eine völlige Entfremdung von der eigentlichen Tätigkeit des Kaffeezubereitens. Sterile Kapsel einsetzen, Knopf oder Touchscreen drücken, Kapsel auswerfen, fertig. Es ist ja nichts gegen die Einfachheit einzuwenden, aber es ist doch ein übliches Ritual der Wegwerfgesellschaft geworden.

Und Nestlé trägt Mitschuld, ist das Epizentrum der großen Kaffeekapsel-Flutwelle. Seit Nespresso kaufen wir Kaffee nicht mehr im Halbkilopackerl sondern in Stangen und Alukapseln, werfen wir den Kaffeesatz nicht mehr samt dem Filter zum Biomüll, sondern samt der Alukapsel in den Hausmüll. Aus umwelttechnischer Sicht also kein Ruhmesblatt, das sich Nestlé hier geschrieben hat, eher ein katastrophal beschmiertes Drecksblatt.

Nun bemüht man sich um Schadensbegrenzung und Rufpflege, und versucht die selbst ausgelöste Lawine unter Kontrolle zu bringen. Bereits seit dem Jahr 2000 gibt es in der Schweiz ein Pilotprojekt zur Retournahme von gebrauchten Kapseln. Und wahrscheinlich haben einige von Euch vor zwei Tagen den Newsletter von Nespresso erhalten, in dem ein entsprechendes Rücknahmesystem auch für Österreich angekündigt wird. Wir wünschen Nespresso viel Erfolg für dieses Vorhaben, dem in der Schweiz ein leider nur mäßiger Erfolg beschieden war. Wir wünschen es Nespresso, aber auch Mutter Erde und damit uns Allen.

Einen anderen Weg geht Outpresso, ein kleines Gerätlein, mit dem es möglich ist, mit einem Druck Kapseln von Kaffeesatz zu befreien, um so das wertvolle Aluminium der Kapseln in die Alu/Weissblech-Tonne geben zu können.

Welcher Weg nun ein Erfolgreicher werden wird, weiß bislang noch niemand. Zu hoffen wäre, das der Konsument mitzieht und solche Aktionen unterstützt, denn es sind schon viele gute Pläne am Stumpfsinn und an der Ignoranz der breiten Masse zerschellt.

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