Personenkult

Personenkult der Reinkultur war dieser Tage wieder in allen Medien zu beobachten. 80000 versammelten sich im Madrider Bernabéu-Stadion, um Cristiano Ronaldo wie einen Messias zu empfangen. Er war von Manchester United für die unglaubliche Rekordsumme von 94 Mio Euro abgelöst worden und spielt nun zumindest die nächsten sechs Jahre für Real Madrid. Das Stadion war gerammelt voll, alle waren sie gekommen, nur um IHN zu sehen, das erste Mal im weißen Dress der Königlichen. Jede Bewegung, jeder Satz löste Begeisterungsstürme aus. Alle kreischten wild durcheinander. Die weiblichen Fans gerieten in absolute Extase, C.R. hätte in dieser Nacht ganze Horden von Kinder zeugen können, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre.

Man fragt sich in solchen Situationen unwillkürlich, wie viel ein einzelner Mensch wert sein kann. Ist er so viel "besser" oder "wertvoller" als Du und ich? Die Person C.R. bestimmt nicht, das haben seine Aktionen in den letzten Jahren wohl eindeutig gezeigt. Also beschränkt sich seine Wertschöpfung wohl auf das rein Fußballerische. Und hier mag er durchaus einer der Besten seines Fachs sein. Dass das manchmal in Vergessenheit gerät, wenn tausende BH's und nasse Slips in seine Richtung fliegen und den Himmel verfinstern, ist auch klar. Und so bleibt dieser schale Nachgeschmack des Götzendienstes im Raum, der aus den Fugen geratene Hype um jemand, der außer Ballspielen und Hantelstemmen nicht recht viel mehr kann, ja nicht mehr muß.

Dann vor einer Woche die große Verabschiedung des King of Pop im Staple-Center in L.A. 18000 vor Ort und hunderte Millionen vor den Fernsehgeräten gaben Michael Jackson die letzte Ehre. Bewegend, pietätvoll, würdig. Auch er hatte die Massen der letzten Jahrzehnte begeistert, sie in Extase versetzt. Während seiner Konzerte nässte sich ebenfalls der eine oder andere Slip. Doch konnte man gestern klar erkennen, das sich hinter diesen beiden Erscheinungsformen, des weltfremden Sensibelchens und der energiegeladenen Bühnensau, in denen uns MJ immer wieder erschienen ist, eine große Persönlichkeit befand. Ein großes Talent mir der Vision einer besseren, geeinten Welt. Und vielleicht ist das sein Vermächtnis an uns.

Doch bei beiden Personen, so wie bei vielen Anderen, steht der Vorwurf des Personenkultes, des modernen Götzendienstes im Raum. Bei Beiden fragt man sich ob diese Persönlichkeiten diese vielen Millionen wert sind. Ob nicht eine alleinerziehende Mutter mehr leistet, oder genauso inspirierend wäre. Ob nicht der Familienvater, der den miesen Job behält und sich Tag für Tag schlecht behandeln lässt, um seine Familie ernähren zu können, ein besserer Mensch ist.

Wie es auch sei, die heutige Welt ist halt so gestrickt. Wer in der Öffentlichkeit steht bekommt den Ruhm, die Ehre und das Geld. Wir können uns dem nicht entziehen. Doch wir können jeden Tag beweisen, das wir auch ohne in den Schlagzeilen zu stehen gute, ja bessere Menschen sein können.

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